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1. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 133

1873 - Oldenburg : Stalling
133 trat in die Versammlung und verkündigte den Befehl der Mager. Als Kambyses die Worte des Heroldes vernahm, meinte er, er spräche die Wahrheit, und glaubte sich von Prexaspes, den er hingeschickt hatte, seinen Bruder Smerdis zu tödten, hintergangen, und sprach: „Prexaspes, hast du mir also das Geschäft ausgerichtet, das ich dir auftrug?" Dieser aber sprach: „Herr, das ist nicht wahr, daß dein Bruder Smerdis sich wider dich empört hat, denn ich selbst, nachdem ich deinen Befehl vollzogen, habe ihn mit eigenen Händen begraben." Bald kam Prexaspes der Sache auf den Grund, und auch Kambyses sah ein, daß sich der Mager Patizeithes und sein Bruder Smerdis wider ihn empört hatten. Jetzt gedachte Kambyses seines Traumes, wie Smerdis auf dem königlichen Throne säße und mit dem Haupte den Himmel berühre. Er beweinte den Tod seines Bruders und brach gegen die Mager nach Susa auf. Als er sich auf das Pferd schwang, ging der Beschlag an seiner Dolchscheide ab, und der entblößte Dolch fuhr ihm in den Schenkel. Da ihm der Stoß tödtlich schien, erkundigte er sich nach dem Namen der Stadt und erfuhr, daß sie Ekbatana heiße. Nun sah er ein, daß eine Weissagung, er werde in Ekbatana sterben, in Erfüllung gehe. Er aber glaubte, daß er in seiner Hauptstadt Ekbatana in Medien sterben würde, während die Weissagung Ekbatana in Syrien meinte. Zwanzig Tage nach seiner Verwundung berief er die Perser zu sich und ließ sie schwören, nicht zuzugeben, daß die Herrschaft wieder an die Meder komme. Bald darauf starb er. Prexaspes aber, für den es nach dem Tode des Königs gefährlich war, den Mord des Smerdis zu gestehen, läugnete hartnäckig die That. Xv. Dareios, Sohn des Hystaspes. (522—486 v. Chr.) Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smerdis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle seine Unterthanen eine außerordentliche Milde,

2. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 136

1873 - Oldenburg : Stalling
In der Zeit der Unruhen, wo der Mager herrschte, und die Sieben eine Verschwörung gegen ihn stifteten, waren die Babylonier abgefallen und hatten sich im Stillen zu einer Belagerung vorbereitet. Als jetzt Dareios mit seiner ganzen Macht gegen sie auszog, die Stadt zu erobern, erwürgten die Babylonier die meisten ihrer Weiber, damit sie ihnen nicht die Lebensmittel aufzehrten. Um die Belagerung kümmerten sie sich gar nicht, sondern stiegen auf die Zinnen der Mauern, tanzten und spotteten des Dareios und seines Heeres. Bereits neunzehn Monate hatte die Belagerung gedauert; Dareios und sein ganzes Heer ward mißmuthig, weil man trotz aller List und Klugheit nicht im Stande war, Babylon einzunehmen. Da ging im zwanzigsten Monat Zopyros, ein vornehmer Perser, zum Dareios und fragte ihn, ob ihm an der Eroberung Babylons sehr viel gelegen wäre, und als er hörte, daß dies dem König über Alles ging, überlegte Zopyros, wie er es sein könne, der die Stadt einnähme, daß sein die That wäre. Er fand aber, daß es auf keine andere Art möglich wäre, als wenn er sich selbst schmählich mißhandelte und zu den Babyloniern überginge. Da schnitt er sich Nase und Ohren ab und schor sein Haupt recht schändlich und geißelte sich, und so kam er zum Dareios. Der König aber ward sehr entrüstet, als er ihn so schmählich zugerichtet sah, sprang von seinem Throne auf und schrie laut und fragte ihn, wer ihn so schmählich zugerichtet habe, und warum. Zopyros aber sprach: ,,Kein Mensch als du hat Macht, mich so zu verstümmeln; auch hat es, o König, kein Fremder gethan, sondern ich allein: denn ich kann es nicht ertragen, daß die Babylonier der Perser spotten." Er aber antwortete: „O du böser Mensch, der abscheu- lichsten That giebst du den schönsten Namen, indem du sagst, du habest dich der Belagerten wegen so heillos zugerichtet. Werden sich denn, du Thor, die Feinde schneller ergeben, weil du dich so schmählich entstellt hast? Bist du nicht ganz von Sinnen, daß du dich selbst verstümmelt hast?" Zopyros aber sprach: „Hätte ich dir erst vorgelegt, was ich thun wollte, so hättest du es nicht zugegeben; nun habe ich es ganz auf eigne Hand gethan, und wenn du es jetzt

3. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 119

1873 - Oldenburg : Stalling
119 ss* Jq ! / s- ns'*3 O’i/ o v , 1 ^ /v%n-, Herrn mit einer kleinen Flotte. Hippias hatte aber von dem Einfalle Kunde und seine Macht war durch Thessalische Reiterei verstärkt, so daß er das Heer der Spartaner zurück- schlug. Bald aber kam Kleomenes, König von Sparta, mit einem Landheere, schlug die Thessalischen Reiter und belagerte die Burg. Die Pisistratiden waren mit Speise und Trank Wohl versehen, und die Lacedämonier zu einer langen Belage- rung nicht geneigt. Nun aber begab sich ein Zufall, der für die Lacedämonier günstig war. Nämlich die Kinder der Pisistratiden, die aus dem Lande gebracht werden sollten, wurden gefangen. Um die Kinder wieder zu erhalten, vertrug sich Hippias mit den Athenern unter der Bedingung, binnen fünf Tagen Attika zu verlassen. So wurde Athen der Ty- rannen ledig; Hippias ging nach Sigeon, zuletzt zum König von Persien. (510 v. Chr.) . Xiii. Kyros, der Stifter des Persischen Reiches (560—529 v. Chr.) In den Gegenden südlich vom Kaspischen Meere wohnten die Meder, deren letzter König Ast Pages war. Dieser hatte eine Tochter mit Namen Mandane. Einst träumte Astyages, wie seine Tochter so viel Wasser ausgösse, daß die ganze Stadt davon erfüllt und ganz Asien überschwemmt ward. Er legte den Traumdeutern sein Gesicht vor, und diese er- klärten ihm, daß der Sohn seiner Tochter einst an Astyages Stelle König werden würde. Um dieses von sich abzuwenden, verheirathete Astyages seine Tochter an keinen Meder, der ihr ebenbürtig war, sondern an einen Perser von guter Herkunft, den er für viel geringer hielt, als einen Meder vom Mittel- stände. Im ersten Jahre danach träumte Astyages abermals, es wüchse aus seiner Tochter Schooß ein Weinstock empor, der ganz Asien überschatte. Diesen Traum deuteten ihm die Traumdeuter aus dieselbe Weise. Da ließ Astyages die Mandane aus Persien, wo sie verheirathet war, zu sich holen, und als sie einen Sohn bekam, befahl er dem Harpagos, der sein Verwandter und Vertrauter war, das Kind umzu-

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 122

1873 - Oldenburg : Stalling
122 und den Astyages vom Throne zu stoßen. Nun ersann er eine List: Er schnitt einem Hasen den Bauch aus und legte einen Brief hinein, dann nähte er des Hasen Bauch wieder zu und schickte den getreuesten Diener mit einem Jagdnetz, wie einen Jäger, nach Persien mit dem Auftrag, den Hasen an Kyros selbst abzugeben und zu bestellen, daß er ihn eigen- händig und ohne Zeugen aufschnitte. In dem Briefe aber erinnerte Harpagos den Kyros an die Absicht, die Astyages gehabt hatte, ihn zu tödten, an das, was Harpagos seinetwegen habe erdulden müssen, und ermahnte ihn, Rache zu üben an Astyages und die Perser zur Empörung gegen ihn aufzureizen- Als Kyros dies vernommen hatte, sann er nach, wie er es Wohl am klügsten anfinge, die Perser zur Empörung zu bewegen. Daraus las er den Persern einen Brief vor und befahl ihnen, daß sich jeder mit einer Sichel einfinden sollte. Als sich alle Perser mit der Sichel einstellten, befahl er ihnen, eine große Strecke Landes voller Dornen an einem Tage zu roden. Nachdem die Perser ihr Tagewerk vollendet hatten, gebot ihnen Kyros abermals, sich am folgenden Tage einzu- stellen. An diesem Tage bewirthete er das Heer der Perser mit Speise und Trank auf das herrlichste. Nach dem Essen fragte er sie, an welchem Tage es ihnen besser gefallen hätte, gestern oder heute. Sie aber sagten, das sei ein gewaltiger Unterschied, denn gestern hätten sie es sehr schlecht, heute hingegen sehr gut gehabt. Darauf sagte Kyros, wenn sie ihm folgen und von den Medern abfallen wollten, sollten sie es immer so gut und noch viel besser haben. Also machten sich die Perser frei. Als aber Astyages von ihrem Abfalle Kunde erhielt, brachte er> alle Meder in die Waffen und setzte thörichter Weise zu ihrem Anführer den Harpagos. In dem Kampfe gingen die meisten Meder zu den Persern über, und nachher ward Astyages noch einmal überwunden und selbst gefangen. Kyros war nun König, fügte aber seinem Großvater weiter kein Leid zu, sondern behielt ihn bei sich. (560 v. Chr.) Da Krösos, König von Lydien, den seit Solons Abreise großes Unglück heimgesucht hatte, von dem Sturze des Astyages,

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 127

1873 - Oldenburg : Stalling
127 die Mafsageten zu ziehen, ein Volk jenseits des Araxes, der sich in das Kaspische Meer ergießt. Die Massageten hatten zur Königin Tomyris, deren Mann gestorben war. Zu dieser sandte Kyros, und gab vor, sich mit ihr vermählen zu wollen. Tomyris aber erkannte, daß er nicht um sie, son- dern um der Massageten Königreich warb, und verbot ihm zu kommen. Als die List nicht gelang, führte Kyros sein Heer an den Araxes und baute Brücken über den Fluß und Schiffe, um sein Heer hinüberzusetzen. Als er hiermit beschäftigt war, sandte Tomyris einen Herold und sprach: „Laß ab vom Kriege und bleibe König über dein Volk; hast du aber so großes Verlangen, dich mit den Massageten zu messen, wohlan, so erspare dir die Mühe, die Brücken zu schlagen. Wir wollen uns auf drei Tagereisen weit von dem Flusse zurückziehen und so komm herüber in unser Land. Willst du uns aber lieber in deinem Lande erwarten, so thue dasselbe." Nach dieser Botschaft waren die Meinungen im Rathe des Kyros getheilt °, die einen riethen, die Massageten zu er- warten, Krösos aber war der Ansicht, daß man in das Land der Feinde ziehen müsse, und ersann eine Kriegslist, die Kyros glücklich ausführte. Er zog über den Araxes eine Tagereise weit in das Land, dann aber kehrte er zum Scheine wieder um, doch ließ er ein herrliches Mahl von allerlei Speisen und mit vielem ungemischten Weine im Lager zurück und stellte die schlechtesten seiner Soldaten dabei auf. Hier- auf kam ein Drittheil des Massagetenheeres, tödtete die zurückgelassenen Soldaten, und als sie das Mahl bereit sahen, setzten sie sich nieder und schmausten, bis sie, von Speise und Wein gesättigt, einschliefen. Da aber fielen die Perser über sie her, tödteten viele, und nahmen außer vielen Anderen auch den Sohn der Tomyris, den Spargapises, gefangen. Als die Königin die Gefangennehmung ihres Sohnes erfuhr, sandte sie einen Herold an Kyros und sprach: „Kyros, unersättlich in Blut, erhebe dich nicht dieses Vorfalles, weil du durch die Frucht der Rebe, die euch selbst rasend macht, durch solches Gift meinen Sohn überlistet und in deine Hand bekommen hast, aber nicht in redlichem Kampfe- Jetzt höre mein Wort, das ich dir wohlmeinend rathe. Gieb

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 128

1873 - Oldenburg : Stalling
128 mir meinen Sohn wieder und ziehe heim aus meinem Lande ohne Verlust, da du das Drittheil des Massageten-Heeres ge- schlagen hast. Wirst du das nicht thun, so schwöre ich dir bei dem Sonnengotte, dem Herrn der Massageten, ich will dich sättigen mit Blut, so unersättlich du auch bist." Kyros aber kümmerte sich nicht um diese Worte. Als Spargapises, der Tomhris Sohn, seines Unglücks sich bewußt ward, bat er den Kyros, ihm seine Bande abzunehmen, und da er der Bande ledig und seiner Hände mächtig war, brachte er sich um das Leben. Tomyris aber sammelte alle ihre Macht und zog gegen Kyros, da kam es zu einer mörderi- schen Schlacht, in der der Sieg lange Zeit unentschieden blieb, bis endlich, da viele Perser gefallen waren, die Massa- geten siegten. Kyros selbst war geblieben, Tomyris aber füllte einen Schlauch mit Menschenblut und steckte den ab- gehauenen Kopf des Kyros hinein, indem sie ihn schmähte und sagte: „Obwohl ich lebe und siegreich bin, hast du mich dennoch betrübt, da du meinen Sohn mit List gefangen hast: dafür will ich dich sättigen mit Blut, wie ich dir gedroht habe." (529 v. Chr.) Xiv. Kambyses, König der Perser. (529—522 v. Chr.) Des Kyros Sohn und Nachfolger war Kambyfes. Dieser schickte einst einen Herold an Amasis, König von Aegypten, und bat ihn um seine Tochter: Amasis aber gab eine andere Jungfrau für seine Tochter aus und schickte sie dem Kambyses. Bald wurde der Betrug entdeckt und aus Rache unternahm Kambyses einen Kriegszug gegen Aegypten, den jedoch Amasis nicht mehr erlebte. Nach seinem Tode folgte ihm Psamme- nitos als König von Aegypten. Zuvor schloß Kambyses ein Bündniß mit dem Könige der Araber, der ihm den Durchzug durch die Arabische Wüste erleichterte und das Heer mit Trinkwasser versah. An der Mündung des Nil bei Pelusium, wo sich das Aegyptische Heer aufgestellt hatte,

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 129

1873 - Oldenburg : Stalling
129 kam es zu einer blutigen Schlacht, und nachdem auf beiden Seiten eine große Menge gefallen war, wandten sich die Aegppter zur Flucht, und auch ihre Stadt Memphis mußten sie nach einer Belagerung den Persern übergeben. Mit dem ge- fangenen Psammenitos, dessen Muth Kambyses auf die Probe stellen wollte, erlaubte er sich ein grausames Spiel. Er legte seiner Tochter ein Sklavenkleid an und schickte sie mit einem Wasserkruge nach Wasser; zugleich mit ihr t sandte er noch die Töchter der angesehensten Aegppter in derselben Tracht, wie die Königstochter. Als die Jungfrauen mit Schreien und Weinen bei ihren Vätern vorbeigingen, er- hoben auch diese über das Elend ihrer Kinder laute Klagen und weinten; Psammenitos aber, als er seine Tochter ge- wahrte, blickte zur Erde. Nachdem die Wasserträgerinnen vorüber waren, schickte Kambyses auch den Sohn des Psam- menitos mit zweitausend andern Aegyptern vorbei,- die alle, einen Strick um den Hals, zum Tode geführt wurden. Die Aegppter, die um ihren König saßen, weinten; Psammenitos aber richtete seinen Blick thränenlos zur Erde. Da kam ein alter Mann von Psammenitos Tischgenossen, der sein Hab und Gut verloren hatte und jetzt als Bettler das Kriegs- volk um Almosen bat, und auch bei dem gefangenen König vorbeiging. Als dieser ihn sah, weinte er laut, rief den Namen seines Freundes und schlug sich an den Kopf. Die Wächter des Psammenitos meldeten dem Kambyses dessen Benehmen, und dieser ließ den König der Aegppter fragen, warum er bei dem Anblick seiner Tochter und seines Sohnes, der zum Tode geführt worden sei, nicht geweint, diesen Bettler aber, der doch nicht mit ihm verwandt sei, so hoch geehrt habe. Psammenitos antwortete: „O Sohn des Kyros, mein häusliches Unglück war zu groß um darüber zu weinen, aber das Elend des Freundes, der Hab und Gut verloren hat und an der Schwelle des Alters zum Bettler geworden ist, war der Thräne werth." Die Antwort gefiel dem Kambyses und es wandelte ihn ein Mitleiden an. Er befahl, den Sohn vom Tode zu erretten und den Vater zu ihm zu führen. Doch den Sohn fanden die Boten nicht mehr am Leben, denn er war zuerst hingerichtet worden; Psammenitos aber lebte fortan, ohne Stacke, Griech. Geschichte. 10. Aufl. 9

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 130

1873 - Oldenburg : Stalling
130 ein Leid zu erfahren, bei Kambyses, und wäre vielleicht Statthalter von Aegypten geworden, wenn er nicht die Aegypter gegen den Kambyses zur Empörung gereizt hätte. Dies ward entdeckt, ■ und zur Strafe mußte Psammenitos Stierblut trinken, und starb auf der Stelle. Gegen den Leichnam des Amasis wüthete Kambyses auf frevelhafte Art; er ließ ihn geißeln, ihm die Haare ausreißen und alle mög- liche Schmach zufügen. Hierauf beschäftigten den Kambyses neue Kriegszüge gegen drei Völker: gegen die Karthager, Ammonier und Aethiopen wollte er zu Felde ziehen. Da aber die Phöniker den Zug gegen ihre Pflanzstadt verweigerten, unterblieb der Krieg gegen Karthago. An den König der Aethiopen sandte Kambyses Boten unter dem Vorwand, sein Freund werden zu wollen. Dieser aber merkte die List, und gab den Kund- schaftern einen Aethiopischen Bogen mit den Worten: „Wenn die Perser einen so gewaltigen Bogen eben so leicht, wie die ihrigen spannen können, dann mögen sie gegen die Aethiopen in den Streit ziehen; bis dahin mögen sie den Göttern danken, daß sie es den Aethiopen nicht ^,in den Sinn gelegt haben, noch ein anderes Land zu dem ihrigen zu erobern." Kambyses gerieth bei dieser Nachricht in Zorn, und ohne sein Heer für den weiteren Marsch mit Lebensmitteln zu ver- sehen, brach er auf. Als er nach Theben gekommen war, sonderte er 50,000 Mann von seinem Heere ab, mit dem Befehl, gegen die Ammonier zu ziehen, und sie zu Sklaven zu machen: mit dem übrigen Heere setzte er seinen Zug gegen die Aethiopen fort. Noch nicht der fünfte Theil des Weges war zurückgelegt, als dem Heere schon sämmtliche Nahrungs- mittel ausgegangen waren. Dennoch dachte Kambyses an keine Rückkehr: die Perser verzehrten ihre Lastthiere, die jedoch nur auf wenige Tage ausreichten, dann fristeten sie ihr Leben mit Gras und Kräutern; als sie aber in sandige Gegenden kamen, verfielen sie, dem Mangel abzuhelfen, auf ein schreckliches Mittel: sie schieden allemal den zehnten Mann aus und verzehrten ihn. Da fürchtete Kambyses, sie möchten sich alle einander auffressen, und trat, nachdem er einen großen Theil des Heeres verloren hatte, den Rückweg an. Auch der Zug gegen die Ammonier nahm ein unglückliches

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 131

1873 - Oldenburg : Stalling
131 Ende. Auf dem Wege erhob sich einst zur Zeit, wo die Perser ihr Frühstück einnahmen, ein heftiger Südwind, der ungeheuere Sandwirbel mit sich führte und die Perser ver- schüttete. Als Kambyses nach Memphis kam, war gerade den Aegyptern der Apis erschienen, den sie als einen Gott ver- ehrten, und sie feierten ein Freudenfest. Dieser Apis ist ein Kalb mit folgenden Kennzeichen: Er ist ganz schwarz, und hat auf der Stirn einen dreieckigen weißen Fleck, auf dem Nacken das Bild eines Adlers, in dem Schweif doppelte Haare, auf der Zunge einen Käfer. Kambyses glaubte, daß die Aegypter über sein Unglück jubelten, und ließ die Priester vor sich kommen. Er schenkte aber ihrer Rechtfertigung keinen Glauben und befahl ihnen, den Apis zu holen. Als ihn die Priester brachten, zog er, wie ein Rasender, den Dolch und wollte den Apis in den Bauch stoßen, traf aber den Schen- kel. Da lachte er und sprach zu den Priestern: „O ihr Dummköpfe, sind das Götter, die da Fleisch und Blut haben und das Eisen fühlen? Dieser Gott ist der Aegypter würdig, euch aber soll es übel bekommen, daß ihr mich zum Narren gehabt habt!" Nun befahl er, die Priester zu geißeln und jeden Aegypter, der das Fest feierte, zu tödten. Das Fest hatte somit ein Ende: der Apis starb an seiner Wunde und ward von den Priestern heimlich begraben. Schon vorher war Kambyses nicht recht bei Sinnen, nach dem Tode des Apis aber gerieth er in völlige Raserei und wüthete mit unmenschlicher Grausamkeit gegen die Glieder seiner eigenen Familie. Seinen Bruder Smerdis hatte er aus Neid nach Persien zurückgeschickt, weil er allein von allen Persern den Aethiopischen Bogen ungefähr zwei Finger breit spannen konnte; jetzt aber sah Kambyses folgendes Traumgesicht: Es däuchte ihm, als käme ein Bote aus Persien mit der Nachricht, wie Smerdis auf dem königlichen Throne sitze und mit dem Haupte den Himmel berühre. Er fürchtete daher, daß Smerdis ihn tödten und König werden würde. Um ihm zuvorzukommen, schickte er den Prexaspes, seinen getreuesten Diener, nach Persien, mit dem Befehl, den Smerdis umzubringen. Als einst des Kambyses Schwester, die zugleich seine Gemahlin war, mit dem Schicksal des 9 *

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 132

1873 - Oldenburg : Stalling
132 Smerdis Mitleid äußerte, trat er sie mit Füßen, so daß sie an den Folgen der Mißhandlung starb. Einst fragte Kambyses den Prexaspes, was Wohl die Perser von ihm hielten. „Herr," antwortete Prexaspes, „du wirst allgemein gelobt, nur dem Trunk, sagen sie, wärest du sehr ergeben." Da gerieth Kambyses in Zorn und sagte: „Du sollst urtheilen, ob die Perser wahr reden. Wenn ich deinen Sohn, der da im Vorhof steht, mitten durch das Herz treffe, so ist offenbar, daß die Rede der Perser ungegründet ist, fehle ich aber, so sollen die Perser die Wahrheit reden, und ich will nicht recht bei Sinnen sein." Bei diesen Worten spannte er den Bogen und schoß nach dem Knaben, und als der Knabe fiel, ließ er ihn aufschneiden und den Schuß untersuchen, und da man fand, daß der Pfeil im Herzen steckte, ward er sehr fröhlich und sagte zu dem Vater des Knaben: „Prexaspes, daß ich nicht rasend bin, ist dir wohl klar geworden: nun aber sage mir, hast du schon in der ganzen Welt einen so guten Schützen gesehen?" Der Vater aber sah, daß Kambyses nicht bei Verstand war, und für sein eigenes Leben zitternd, sprach er: „Herr, ich glaube, ein Gott selbst kann nicht besser schießen." Ein andermal ließ Kambyses zwölf vornehme Perser, die nichts verbrochen hatten, lebendig bis an den Kops ein- graben. Dergleichen Unthaten verübte er viele in feiner— Raserei gegen Perser und Bundesgenossen, und trieb mit Heiligthümern und Götterbildern seinen Spott. Unterdeß empörten sich in Persien zwei Mager, die waren Brüder, und Kambyses hatte den einen von ihnen zum Verwalter seines Hauswesens zurückgelassen. Da Smer- dis' Tod geheim gehalten wurde, und nur wenige Perser davon wußten, die meisten aber glaubten, er sei noch am Leben, so erhob Patizeithes, der eine Mager, seinen Bruder, der nicht nur dem ermordeten Smerdis sehr ähnlich war, sondern auch denselben Namen Smerdis führte, auf den königlichen Thron. Darauf sandte er Herolde in alle Länder mit dem Befehl, daß man fortan dem Smerdis, dem Sohn des Kyros, und nicht dem Kambyses zu gehorchen hätte. Der nach Aegypten bestimmte Herold traf den Kambyses und sein Heer auf der Heimkehr in Ekbatana in Syrien,
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